Der digitale Kampf für Demokratie und ihre Werte

Veröffentlichungsdatum: 22.01.2025

Am 15. Jänner fand im Albert Schweizer Haus in Wien ein Treffen von hochrangigen Experten statt, die sich in für ein funktionierendes Miteinander in einer Welt einsetzen, wo die Demokratie immer mehr in Bedrängnis kommt. Im Rahmen des World Summit Awards hat das ICNM engagierte Menschen aus 15 Ländern eingeladen, die an Lösungen forschen wie man es schafft, den „digitalen Diktatoren“ entgegenzutreten.

Organisator Prof.Dr. Peter A. Bruck hat langjährige Weggefährten und junge ForscherInnen versammelt, um den Austausch anzuregen und den BesucherInnen gleichzeitig einen spannenden Überblick zu liefern, wie sich Wissenschaftler und Aktivisten auf allen Kontinenten mit dem Problem einer erodierenden Medienlandschaft und damit einhergehend einem starken Vertrauensverlust in demokratische Systeme auseinandersetzen.

«Die Zukunft der Demokratie beginnt genau jetzt, weil wir an einem digitalen Wendepunkt stehen. Wir bemühen uns, kreative Lösungen aus den besten Forschungs- und Entwicklungsprojekten der Wiener Digi Tech und globaler Vorreiter eine öffentlichkeitswirksame Plattform zu geben. Der gegenwärtige Wandel des demokratischen Funktionierens aufgrund der Digitalisierung und sozialer Medien, Wege zur Stärkung des Bewusstseins für demokratische Prinzipien und Werte oder Ausblicke wie wir partizipative demokratische Praktiken durch eine starke und kreative Zivilgesellschaft unterstützen können, sind nur einige der Schwerpunkte, mit welchen wir uns dingend beschäftigen müssen», erklärt Peter A. Bruck. «Die Demokratie wird von innen aufgefressen».

Es sind einige wenige Konzerne und die dahinterstehenden «Polyarchen» wie etwa Elon Musk die derzeit mehr als die Hälfte des gesamten Medien-Werbebudgets weltweit erhalten. Seriöse Medien werden zunehmend «ausgehungert», während die dominierenden social media Plattformen ihre Standards hinsichtlich Wahrheitsfindung, Hassreden oder Verschwörungstheorien völlig offen immer mehr senken. Rodrigo Assumpcao, Geschäftsführer von Dataprev und Mitglied der Brasilianischen Regierung erklärte «Kommunikation ist heute ein riesiges Geschäft und am Beginn aller Überlegungen sollten wir uns deshalb über die ungerechte Verteilung von Mitteln Gedanken machen! Alle digitalen Innovationen wurden am Anfang eigentlich für militärische Zwecke entwickelt, dann von ein paar kalifornischen Hippies zweckentfremdet und danach von Kapitalisten vereinnahmt. Heute stehen wir wieder an dem Punkt, dass wir durch diese Werkzeuge zunehmend kontrolliert werden».

Selber die digitale Kontrolle beenden?

Dabei wäre es am Menschen selber, diese Fremd-Kontrolle zu beenden, doch das geschieht nicht. «Wir alle hassen Musk und Zuckerberg, aber wir steigen trotzdem nicht aus x und facebook aus! Es sind die Menschen, die sich selbst zunehmend digitalisieren und fälschlicherweise glauben, die digitalen Werkzeuge für sich zu nutzen. Aber was du in deinen Geräten aufnimmst, das sammelt auch von dir Informatio! Wenn Jemand für dich die Arbeit macht, wird er irgendwann auch für dich wählen!», zeigt sich Osama Manzar, Gründer der indischen Digital Empowerment Foundation überzeugt.

Der Mensch steht natürlich auch im Mittelpunkt der sog. «Human Digitalisierung» die sich für digitale Nutzung zum Wohl des Mnschen einsetzt und zalhreiche Studien belegen, dass es durch social media ein viel größeres Engagement der Bürger und viel mehr Kommunikation untereinander gibt. Dies wäre prinzipiell ein großes demokratisches Reservoir. Gleichzeitig wird dieser Austausch durch KI-Bots (Roboter-Nachrichten), Nachrichten-Bubbles, Fake-News, Hassreden u.ä. erschwert und verzerrt. Die Menschen verlieren dadurch nicht nur die Fähigkeit, Wahrheit zu erkennen sondern gleichzeitig ihr Vertrauen in die gesamten Medien und das politische System. Dazu erklärte Witman Hung aus China (President of the Internet Professional Association), dass sein Land zu jenen Ländern gehört, das hinter Saudi Arabien die höchsten Vertrauenswerte der Bevölkerung in die Regierung genießt. Ein Fakt, der bei den TeilnehmerInnen Diskussionen hervorrief, uns aber allen zu denken geben sollte.

«Das Vertrauen und der Sinn, gehen verloren– und wenn das so ist, werden wir furchtsam und suchen nach dem starken Führer!», erklärte dazu Rodrigo Assumpcao.

Deshalb appelierte auch Dorothy Gordon (UNESCO Ghana) an die Zuhörer: «Bewegt euch nicht in der virtuellen Welt, sondern wählt mit euren Füßen! Macht die Dinge NICHT mit Whats App oder social media sondern werdet in der wirklichen Welt aktiv, dazu müssen wir unsere Jugend erziehen!»

Dass dies möglich ist, zeigte in Abschluss-Statement Prof. Mandara Obgut, (UbuntuNet Alliance,University of Nairobi). Er erzählte wie die Jugend von Kenia es schließlich schaffte, von social media Aktivisten zu einem echten politischen Faktor zu werden. «Kenia war lange Zeit von den Vertretern der mächtigsten Ethnien und Familien regiert. Die Jugend war über social media gut vernetzt, aber trat sonst kaum in Erscheinung. Erst massive Steuer-Erhöhungen wurden zu einem auslösenden Faktor, dass die Jugend auf die Straße ging und damit vor allem auch jene Jugendlichen aus wohlhabenden Schichten, die und durch diese massive Präsenz in den Straßen ein Gesetz verhinderten und ein politisches Umdenken starteten.»

Dies waren nur einige der Statements und Herangehensweisen, gleichzeitig wurde auch aufgezeigt, wieviel derzeit in diesem Feld auch in Österreich geforscht wird. Aber egal, wie man das Problem angeht, bei einem Punkt waren sich alle Teilnehmer einig: Es muss schnell gehen, denn wir stehen an einem Kipp-Punkt der Gesellschaft und der Demokratie.

Text und Bilder: Susanne Radke

ProEuropeanValuesAT Informationsveranstaltung Organisator Prof.Dr. Peter A. Bruck und Gärtner